Zuletzt aktualisiert: 9. Dezember 2023
Die praktische Waffenhandhabung ist Teil des Sachgebiets Waffenkunde im mündlich-praktischen Teil der Jägerprüfung.
Sie besteht aus mündlichen Fragen zu Waffen, Munition und Ballistik sowie der sicheren Handhabung von Waffen. Dafür werden in der Prüfung in der Regel verschiedene Waffenmodelle praktisch geprüft, d.h. ihr demonstriert den Prüfern in einem theoretischen Szenario, dass ihr Schusswaffen sicher und fachgerecht bedienen könnt.
Der sichere Umgang beinhaltet auch Grundwissen zu Aufbau, Funktionsweise und den verschiedenen Modellarten jagdlicher Schusswaffen. Das gleiche gilt auch für Munition, die ebenfalls im Sachgebiet Waffenkunde geprüft wird.
Oberstes Gebot bei der Waffenhandhabung in der Jägerprüfung ist immer die SICHERHEIT!
Mit dem Jagdschein bist du berechtigt Waffen zu erwerben, zu besitzen und auf der Jagd zu führen. Der Nachweis über den sicheren Umgang mit Waffen ist hier daher entscheidend.
Und vergiss nicht, auch Prüfer sind nur Menschen. Und keiner der Prüfer will bei der nächsten Jagd neben einem Mitjäger stehen, der nicht verantwortungsvoll mit seiner Waffe umgehen kann.
Ein souveräner und sicherer Gesamteindruck ist in diesem Prüfungsfach also wichtig. Das gilt auch für sicherheitsrelevante, mündliche Fragen bei denen viele Prüfer besonders kritisch bewerten.
Wir haben euch den Ablauf zur Waffenhandhabung in der Jägerprüfung, worauf ihr unbedingt achten müsst und wie ihr euch am besten auf diesen Teil der Jagdprüfung vorbereitet in diesem Beitrag zusammengestellt.
Ablauf der Waffenhandhabung
Es gibt tatsächlich keinen standardisierten Ablauf für die mündlich-praktische Jägerprüfung der in allen Bundesländern identisch ist. Das gilt für alle Sachgebiete und dementsprechend auch das Sachgebiet Waffenkunde und die Waffenhandhabung.
Zudem ist die jeweilige Prüfungskommission nicht streng an einen bestimmten Ablauf der Prüfung gebunden. Hinzu kommt, dass es im Detail auch schon mal zu unterschiedlichen Auffassungen in der sicheren Handhabung geben kann.
Das sollte dir allerdings keine allzu großen Sorgen bereiten, denn sowohl die Jagdschulen als auch die Kreisjägerschaften (je nachdem welches Ausbildungsmodell du wählst) kennen die Abläufe „ihrer“ Prüfung und meistens auch die Prüfer selbst sehr genau.
In der Regel wirst du also was Abläufe und Schwerpunkte zielgenau vorbereitet, so dass es bei der Waffenhandhabung keine bösen Überraschungen geben sollte.
Einige Punkte im Umgang mit Waffen in der Jagdprüfung sind aber allgemeingültig und werden in irgendeiner Form immer abgefragt und geprüft. Das sind im Folgenden insbesondre die Zustandsbeschreibung und Sicherheitsüberprüfung jagdlicher Waffen, die Nennung der Waffenkennzeichnung sowie ein praktisches Übungsszenario.

Zustandsbeschreibung
Hier geht es darum, dass du bei einer dir vorliegenden, fremden Waffe erkennst in welchem Zustand sie sich befindet.
D.h. du solltest erkennen, ob die Waffe geschlossen/geöffnet, geladen, gesichert, eingestochen (falls Stecher vorhanden) und/oder gespannt ist.
In vielen Prüfungen wirst du direkt aufgefordert den Zustand einer bestimmten Waffe zu beschreiben. Andere Prüfer fordern dich auf eine Waffe aufzunehmen, erwarten aber von dir, dass du selbstverständlich vorher den Zustand der Waffe überprüfst, denn sie könnte je geladen sein. Deine Jagdschule wird dir sagen, wie es in deiner Jägerprüfung üblicherweise abläuft.
ACHTUNG: Sollte die aufzunehmende Büchse, Flinte oder Kurzwaffe geladen und ungesichert sein, sind diese immer erst zu sichern!
Übersicht Zustandsbeschreibung:
Ist die Schusswaffe geöffnet oder geschlossen?
Ist die Schusswaffe geladen oder ungeladen?
Hinweis: Wenn du das nicht erkennen kannst, ist der Ladezustand als unbekannt zu benennen und die Schusswaffe wie eine geladen Waffe zu behandeln.Ist die Schusswaffe gesichert oder ungesichert?
Ist die Schusswaffe eingestochen oder entstochen? (falls Stecher vorhanden)
Sicherheitsüberprüfung
Auch hier gilt, dass die genaue Reihenfolge der Schritte in der Prüfung unterschiedlich sein kann. Je nachdem in welchem Zustand sich die jeweilige Büchse, Flinte oder Kurzwaffe befindet (vgl. Zustandsbeschreibung).
Bevor du die Schusswaffe aufnimmst, fragst du den Prüfer nach der sicheren Ecke oder dem sicheren Bereich. Der Lauf der Waffe sollte dann während der gesamten Sicherheitsüberprüfung ausschließlich in diesen Sicherheitsbereich zeigen!
ACHTUNG: Wenn du die Waffe aufnehmen musst immer mit dem Lauf nach oben tragen bis du mit der eigentlichen Handhabung beginnst und eine Sicherheitsecke zugwiesen bekommen hast.
Übersicht Sicherheitsüberprüfung:
Schritt 1: Waffe immer erst sichern, sofern geschlossen und/oder ungesichert!
Schritt 2: Stecherkontrolle und entstechen falls ein Stecher vorhanden ist und Waffe eingestochen ist
Schritt 3: Waffe öffnen und entladen (falls vorhanden auch Magazin entnehmen)
Schritt 4: Laufkontrolle (ggf. Verschluss ausbauen) auf Fremdkörper oder Verunreinigungen
Die Schritte sind je nachdem um welche Büchse, Flinte oder Kurzwaffe es sich handelt etwas unterschiedlich. Nicht jede Waffe hat einen Stecher oder ein Magazin, es gibt unterschiedliche Stecherarten und bei den Kipplaufwaffen muss der Lauf zerlegt werden, um die Laufkontrolle durchführen zu können.
Für die gängigen Waffentypen gibt es bei Youtube eine Vielzahl von Videos. Häufig werden diese von Jagdschulen bereit gestellt und berücksichtigen explizit die Anforderungen des jeweiligen Bundeslands.
Beschreibung der Waffenkennzeichnung
Jede Waffe muss bestimmte Kennzeichnungen vorweisen. Sollten diese nicht vorhanden sein, darf mit dieser Waffe nicht geschossen werden. Dementsprechend ist die Prüfungswaffe in der Jägerprüfung auf diese Zeichen hin zu prüfen.
Hersteller
Kaliberangabe
Beschusszeichen vorhanden?
Seriennummer
Praktische Waffenhandhabung (Übungsszenario)
Ob du die notwendige Sicherheit beim Schießen kennst und beachtest wird in der praktischen Waffenhandhabung geprüft.
Auch hier werden Fehler, die andere Menschen, Jäger aber auch Tiere potentiell gefährden könnten sehr streng bewertet und führen relativ schnell zum Nicht-Bestehen.
In dem Übungsszenario sagt dir der Prüfer was du tun sollst. Beispiel:
Drilling mit Büchsenpatrone, Flintenlaufgeschoss und Schrotpatrone laden. Du sollst einen Schrotschuss abgeben und nach dem Schuss nachladen.
Viele Prüfer geben jagdliche Situationen vor, in denen du dann die gesamte Schussabgabe oder auch den Schussabbruch simulierst. In einigen Bundesländern findet die praktische Prüfung im Gelände und auf original Ansitzeinrichtungen statt.

8 Grundsätzliche Sicherheitsregeln bei der Waffenhandhabung
Schusswaffen sind sofort zu sichern und zu entspannen.
Müssen Waffen getragen werden (z.B. zum Handhabungstisch) sind Langwaffen immer mit dem Lauf nach oben zu tragen und Kurzwaffen mit dem Lauf nach unten. Das gilt auch beim Schießen in der Schießprüfung!
Die Laufmündung immer nur in die sichere Ecke richten und niemals auf einen Menschen.
Finger weg vom Abzug! Ausnahmen sind das Entstechen/ Einstechen, Entspannen und die Schussabgabe.
Laufkontrolle vor jedem Laden durchführen.
Vor dem Laden das Kaliber der Patrone überprüfen.
Vor der Schussabgabe immer das vordere und hintere Schussfeld auf Sicherheit und Kugelfang überprüfen.
Beim Auf- und Abbaumen sowie bei Hindernissen muss grundsätzlich entladen werden.
Welche Waffen werden in der praktischen Jägerprüfung geprüft?
In der Jagdschein Vorbereitung beinhaltet die Waffenhandhabung in der Regel immer den Umgang mit jagdlichen Repetierer und Kipplaufwaffen. Es gibt dabei einige Waffenmodelle die sehr häufig geprüft werden.
Drilling mit Rückstecher
Repetierbüchse, Mauser 98
Bockbüchsflinte Sauer BBF
Geradezugrepetierer, Blaser R8
Die Modelle können aber variieren und stellen nur eine kleine Auswahl dar. Kurzwaffen sind nur in einigen wenigen Bundesländern Inhalt der Jägerprüfung. Es gibt zu fast allen Modellen Videos, in denen Jäger die Handhabung demonstrieren.

Wann bist du durchgefallen?
Beim Fach Waffenhandhabung fällst du vor allem dann durch, wenn du eine der grundsätzlichen Sicherheitsregeln missachtest. Das kann je nach Prüfer auch direkt beim ersten Fehlverhalten passieren.
Zum Aspekt der Sicherheit zählt auch die offensichtliche Fehlbedienung der Schusswaffe.
Übersicht Durchfall-Kriterien:
Laufmündung zeigt außerhalb des Sicherheitsbereichs und/oder auf einen Menschen
Finger am Abzug (Ausnahmen siehe oben)
Versehentliche Schussabgabe
Waffe nicht gesichert, entspannt oder entstochen
Lauf und Patronenkaliber vor dem Laden nicht geprüft
Verwechseln der Abzüge
Darüber hinaus kannst du natürlich auch durchfallen wenn du den Prüfern relevante Fragen zu Waffenfunktion, Optik oder Patronen nicht beantworten kannst. Wie bei allen anderen Sachgebieten musst du eine bestimmte Mindestanzahl an Fragen richtig beantworten.
Auch falsche Aussagen bei der Zustandsbeschreibung können zu einem Nicht-Bestehen des Jagdschein führen. Z.b. wenn du eine geladene Waffe fälschlicherweise als ungeladen beschreibst.

6 Tipps: Waffenhandhabung Jägerprüfung erfolgreich bestehen
Vor der Prüfung:
Die zu prüfenden Waffenmodelle kennen
Videos zur Waffenhandhabung anschauen
Szenarien im Kopf für verschiedene Waffenarten durchspielen
In der Prüfung:
Ruhe bewahren und vor allem nicht hektisch in der Handhabung werden! (Prüfer sind auch nur Menschen)
Wenn du bei der Waffenhandhabung unsicher bist, was du als nächstes tun sollst oder wie das gemeint ist, frag nach!
Rede über alles was du gerade machst! Nicht nur bei den anzuzeigenden Zuständen oder Informationen.
Wenn du dich gut auf die Jägerprüfung vorbereitest und diese Tipps beherzigst, steht dem erfolgreichen Bestehen des Jagdscheins eigentlich nichts mehr im Wege.
Waidmannsheil und viel Erfolg!
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Bilder: Unsplash, Depositphotos
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